Reisetagebuch Spitzbergen Februar-März 2002

Mittwoch, 27. Februar 2002

Der Blick aus dem Fenster läßt auf einen wunderschönen Tag hoffen! Auf den Bergen ist schon Sonne! Hier in Longyearbyen wird sie erst am Donnerstag in der nächsten Woche zum ersten Mal in diesem Jahr zu sehen sein.

Leider ist Herbert stark erkältet und nur noch bedingt einsatzfähig. Für den Rest unserer Vierergruppe ist heute eine Eisgrottenführung geplant.

Wir werden mit einem Kabinenkettenfahrzeug auf den Berg gefahren. Dort markieren ein paar Stöcke und eine Schaufel die Stelle an der das Eingangsloch in die Eisgrotte ausgegraben werden muß. Oje, das sieht heftig aus für jemanden wie mich, der etwa 50 Kilo zuviel hat! Es geht fast senkrecht ein paar Meter  in ein Schneeloch hinunter, nur seitlich sind ein paar Stufen im Schnee. Irgendwie schaffe ich mich dort runter und bin in einer recht engen Schneehöhle in der ein paar Felle liegen. Das war für mich schon recht schwierig und außerdem fühle ich mich in der engen Schneehöhle nicht wohl es ist mir hier einfach zu eng. Ich sehe mir noch an wie es weitergehen soll: Ein Loch, durch das ich eventuell sogar durchpassen würde, führt senkrecht nach unten in die Dunkelheit. Darin hängt eine Strickleiter. Es soll etwa 15 Meter tief sein. Man wird zwar angeseilt aber ich muß zugeben, daß das meine Sache nicht ist und gebe auf. Ich bin froh, als ich wieder aus der Höhle raus bin.

Laura und Gabi steigen mit einem der beiden Führer in die Grotte, ich mache mit dem anderen Führer eine kleine Rundfahrt in dem Kettenfahrzeug. Das Wetter ist toll, wir sehen sogar die Sonne! Die arktische Natur sieht noch besser aus wenn die Sonne darauf scheint! Leider habe ich keinen Foto mitgenommen, es hätte sich gelohnt.

Wir sind rechtzeitig zurück an dem Einstiegsloch als Gabi, Laura und der Führer wieder auftauchen. Sie sind begeistert von der Grotte.

(Eventuell  gibt es hier noch einen kleinen Bericht über die Erlebnisse in der Grotte, also wieder reinschauen!)

Bedauerlicherweise ist Gabi in der Grotte etwas unglücklich auf einen Stein getreten und ist deshalb jetzt auch nur noch bedingt einsatzfähig.
Zurück in Longyearbyen beschließen Laura und ich für morgen Vormittag eine weitere Motorschlittentour und buchen das auch sofort.
 

Eine spontane Motorschlittentour am Nachmittag

Das Wetter und die Motorschlitten begeistern mich so sehr dass ich mir gleich für heute Nachmittag noch einen miete. Ich möchte in das Adventdalen hinausfahren und mal so ganz alleine in der winterlichen, arktischen Natur sein. Bilder gibt es davon leider nicht, da ich schon wegen der Eisbärengefahr ein Gewehr mitnehmen muß will ich mich nicht noch mit dem Foto belasten.
Laura, Gabi und Herbert machen in der Zwischenzeit die Geschäfte unsicher oder gehen in die Sauna.

Nach einer kurzen Fahrt mit dem frisch gemieteten Scooter zum Hotel (Der  Entschluß einen  zu mieten  war sehr spontan und ich muß mich erst richtig dick anziehen)  fahre ich dann hinaus in das Adventdalen. Ich halte mich immer in der Nähe der wenig befahrenen Straße um in einem Notfall doch vielleicht irgendwann einen Menschen zu treffen. Ein weiterer Vorteil des Adventdalen ist auch dass hier mein Mobiltelefon funktioniert, da man meistens Sichtkontakt zur Basisstation in Longyearbyen hat. Das ist übrigens die einzige Mobiltelefonzelle in Svalbard. Ich fahre bis zum Ende des Tals und suche mir einen kleinen Hügel auf dem ich den Scooter abstelle und die Natur genieße. Autos sind selten auf der Straße, ab und zu fährt ein LKW Kohle von der Grube 7 zum Kraftwerk. Danach ist es wieder ganz ruhig. Gelegentlich hört man einen entfernten Scooter oder die Schlittenhunde. Sonst ist nur arktische Ruhe. Nach etwa einer halben Stunde - oder länger? - starte ich den Motor wieder und fahre noch ein bischen im Adventdalen umher. Ich möchte ja auch ausprobieren wie der Scooter so fährt. Und Scooterfahren macht einfach nur Spaß! Die Lufttemperatur liegt bei etwa -17° C, der Windchill bei -25° C, jedenfalls wenn man steht. Da ich nicht friere muß wohl meine Bekleidung immer noch ausreichend sein.

Dann wird es Abend. So um 17:30 verschwindet das Licht. Der Himmel wird dunkelblau und über den weißen Bergen scheint der Vollmond. Ich halte an und stelle den Scooter wieder ab. Arktische Stille in einer traumhaften Landschaft. Wie lange stehe ich hier schon?

Ich muß mich losreißen, den Motor starten und zurück nach Longyearbyen fahren. Es wird langsam recht dunkel und ich bin mir nicht sicher ob ich den richtigen Scooterspuren folge. Auf das Fjordeis möchte ich nicht hinausfahren. So beschließe ich zu wenden, es liegt recht viel Schnee hier und beim Wenden (Im Schrittempo) passierte es dann plötzlich: Es wird zu schräg und der Scooter kippt auf die Seite und ich lande mit einem Sprung im Schnee. Mist! Ich rappele mich wieder auf und stelle fest dass wohl mit mir alles in Ordnung ist. Als erstes hilft mir ein deftiger Fluch (Den lasse ich hier lieber weg).  Wie schwer ist eigentlich ein Scooter? Mir gelingt es mit aller Kraft das Fahrzeug wieder aufzustellen. Draufsetzen. Starten. Brummm... der Motor läuft. Vorsichtige Fahrversuche... Alles ok. Weiter geht die Fahrt zurück nach Longyearbyen.
Den Scooter stelle ich beim Vermieter ab und  laufe durch Longyearbyen zum Funken-Hotel wo ich meine Erlebnisse erzähle und mit Laura und Gabi einen Rotwein trinke. (Am nächsten Tag ergibt eine Kontrolle in der Werkstatt des Vermieters dass keine Schäden am Scooter aufgetreten sind.)

Abendessen gibt es heute im SAS-Polarhotel.
 

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Klaus-Dieter Friedrich , März 2002    Datenschutzerklärung