Reisetagebuch Spitzbergen Februar-März 2002

Donnerstag, 28. Februar 2002

Für heute vormittag ist wieder eine geführte Schneescootertour geplant. Leider sind Gabi und Herbert noch nicht wieder voll einsatzfähig und so starten wir auf drei Scootern, unser Führer Gorm, Laura und ich gegen 10:00 Uhr.

Die Fahrt geht zunächst hinaus durch das Adventdalen und dann links ab in das Helvetiadalen und weiter durch das De Geerdalen an den Sassenfjorden. Bei einem kurzen Halt auf der Strecke sehen wir eine Eisbärenspur. Vor zwei Tagen wurde ein Eisbär in einem Seitental des Adventdalen gesichtet, der dort vertrieben wurde und wohl hierher gelaufen ist. Da wir ihm möglicherweise begenen könnten läd Gorm seine Signalpistole, mit der man Eisbären manchmal vertreiben kann, zumindestens kann man das versuchen. Selbstverständlich hat er aber auch noch ein Gewehr dabei.

Kurze Pause

Angekommen am Sassenfjorden machen wir eine längere Pause. Die eisige arktische Landschaft ist unbeschreiblich schön. Der Fjord  ist an vielen Stellen mit Eis bedeckt. Wir sehen in einiger Entfernung eine kleine Gruppe Svalbard-Rentiere. Die tiefstehende Sonne, die hier nun schon zu sehen ist, hüllt die Landschaft in ein faszinierendes Licht. Außer den Rentieren und uns ist hier kein Mensch und kein Tier weit und breit zu sehen oder zu hören. Wenn wir uns ruhig verhalten und auch kein Wind bläst ist es still - eine unbeschreibliche arktische Stille.

Angekommen am Sassenfjorden

Wir stärken uns mit ein paar Keksen und heißer Limonade. Ich schaue auf die Uhr, es ist schon 12:50. Sollten wir nicht um 13:00 Uhr in Longyearbyen zurück sein? Wir müssen uns wohl wieder losreißen und zurückfahren. Schade. Wir hätten hier bis heute Abend bleiben und einfach nur in die Landschaft schauen können, vielleicht hätten wir es auch noch länger ausgehalten. Gorm sagt dass er in Longyearbyen anrufen will wenn wir uns noch mehr verspäten und zeigt uns das neue Satellitentelefon, das sich dann aber doch standhaft weigert in das Satellitennetz einzubuchen, wahrscheinlich hat es keine freie Sicht zum Satelliten. Er findet das nicht so schlimm und sagt dass er eigentlich meistens zu spät zurückkommt und sich deshalb auch noch keiner Sorgen macht.

Sassenfjorden

Wir verpacken uns wieder Scootergerecht, starten die Motoren und fahren zunächst in den eigenen Spuren zurück durch das De Geerdalen bis zum Kreklingpasset, dann auf den Gletscher Tellbreen hinauf auf ca. 650 m Höhe. Was für eine tolle Landschaft! Wir halten an. Gorm sagt, er wolle uns nun noch kurz etwas zu dem Thema "Bremsen" sagen, da es nun doch etwas steil bergab geht. Wichtig ist, dass man die Bremse nicht einfach nur festhält, dann blockiert die Kette und man rutscht dann  irgendwie ohne gute Bremswirkung den Berg hinunter. Man muss das machen was bei modernen Autos das ABS erledigt: Stotterbremse. Wir fahren weiter, es ist zunächst noch schön eben, plötzlich verschwindet er den Gletscher hinunter, kurz später Laura. Ich fahre langsam an den Hang heran. Au wei! Da runter!!! Hmmm... unten stehen die beiden wohlbehalten und gucken rauf. Der Gletscher ist irre steil und total vereist, aber aus was soll ein Gletscher auch sonst bestehen? Runter muß ich wohl, also gebe ich Gas und probiere aus was passiert. Es geht eigentlich ganz gut. Wenn man schön Stotterbremse macht wird der Scooter gar nicht so schnell und es ist auch kein Problem unten bei den beiden anzuhalten. Mein Zutrauen zu den Scootern ist wieder deutlich gewachsen! Auch bin ich ein bischen stolz da runter gefahren zu sein.

Der Gletscher ist übrigens der Blekumbreen zwischen Birkafjellet und Operafjellet. Durch das Mälardalen fahren wir in das Adventdalen und zurück nach Longyearbyen. Gorm hat uns eine tolle Strecke (ca. 70 km) geführt, wir sind total begeistert! Die Wetterstation im Adventdalen meldet während unserer Fahrt etwa -17°C Lufttemperatur und -28 bis -32°C Windchill. Wenn man fährt ist der Windchillwert erheblich kälter. Meine Bekleidung war wieder gut ausreichend.

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In Longyearbyen treffen wir Gabi und Herbert wieder, die inzwischen unser Mietauto abgeholt haben, mit dem wir heute Nachmittag noch einmal in das Adventdalen hinausfahren wollen. Dabei können Gabi und Herbert wenigstens auch wieder mitmachen. Die Straßen sind übrigens fast ausnahmslos dick vereist aber durch die Spikes in den Reifen kann man fast wie auf trockener Straße fahren, nur der Bremsweg ist etwas länger. Wir finden im Adventdalen wieder viele Fotomotive und fahren den Berg am Ende der Straße hinauf bis zur EISCAT-Radarstation. Dort wollen wir wenden und bleiben trotz Allradantrieb im Schnee stecken. Jetzt wissen wir auch warum zur Ausstattung des Autos eine Schaufel gehört. Als wir gerade versuchen uns frei zu schaufeln hält ein Geländewagen neben uns, ein Mann steigt aus und fragt uns verwundert "Where did you want to go???". So schief wie wir hier auf der Straße stehen ist die Frage nicht ganz unberechtigt. Wir erzählen ihm, dass wir eigentlich nur wenden wollten. Er hat eine Seilwinde am Fahrzeug und zieht uns wieder auf festen Untergrund. Wir fahren wieder runter, freuen uns über zahlreiche Fotomotive und das tolle Licht und fahren zuück nach Longyearbyen.

Die vereiste Straße in das Adventdalen

Adventdalen

Eiscat-Forschungsradar

Arbeitsteilung: Gabi, Laura und Herbert gehen ins Café Busen ("Busen" ist norwegisch und heißt "Kohlekumpel") und futtern Kuchen, ich fahre zum Hotel verschließe das Gewehr, das wir zur Sicherheit dabei hatten, und hole sie wieder ab. Dann geht es nach Nybyen zur Galerie in der es Bilder und andere Kunstgegenstände zum Thema "Svalbard" und eine Diashow zu sehen gibt.

Abendessen: Polarhotel.

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Klaus-Dieter Friedrich , März 2002    Datenschutzerklärung